2025: Konsequenzen #2

Als wir begonnen haben, das Konzept jener Kulturformation zu diskutieren, die heute als „Archipel: Forum für Kunst und Kultur“ ein relevanter Faktor der Region ist, mußten einige Dinge nicht erst geklärt werden.

Was als „Kern-Trio“ begann und nun im Angelpunkt des Geschehens ein Quartett ist, kam ohne großes Grübeln überein, daß wir konzeptgestützt und prozeßhaft vorgehen werden. Im Kontrast zu den eher beliebigen „Nummern-Revuen“, die man in der Oststeiermark findet, wo kulturell umgesetzt wird, was sich gerade so ergibt. Das ist legitim, braucht aber von unserer Seite her kein „mehr vom Gleichen“.

Soweit es um eine fixe Location geht, war ebenso klar: Auf Landesebene ist kein Amt darauf neugierig, einen neuen Kasten zu entdecken, der erhalten werden muß. In diesem Zusammenhang gilt generell, was das steirische Kulturvölkchen in weiten Bereichen gerne unter den Teppich kehrt.

Eine kulturelle Einrichtung mit Haus, Personal und Aktionsbudget, die nur existieren kann, weil sie mit staatlichen Geldern abgesichert wird, zählt nicht zu einer „Freien Initiativenszene“, sondern ist ein staatsnaher Betrieb. Eine Option, die für uns nie in Frage kam.

Andrerseits lassen sich die nötigen Budgets für ein fixes Haus und dessen Betrieb privatwirtschaftlich bestenfalls lukrieren, wenn man im Bereich einer bürgerlichen Repräsentationskultur auf hohem Niveau Programm fährt. Weshalb sollte das unser Ziel sein? Und wozu in Gleisdorf, also in großer Nähe zur Landeshauptstadt Graz, aber durch die Autobahnen auch unweit von Wien, Maribor oder sogar Ljubljana?

Bliebe noch die Option eines konventionellen Mehrsparten-Veranstaltungshauses. So wie das „Forum Kloster“ in Gleisdorf? Oder das „Kunsthaus“ in Weiz? Oder die „Kunsthalle“ in Feldbach? (Auch in Fürstenfeld ist man kulturell sehr rege.) Wir wären Agenten der Blödheit, wollten wir sowas zusätzlich aufziehen.

Daher wurde der „Archipel“ das, was er nun ist. Ein Möglichkeitsraum für prozeßhafte Wissens- und Kulturarbeit in der Provinz, also abseits des Landeszentrums. Dabei dem Motto verpflichtet: „Provinz, das muß nicht provinziell heißen“.

Wir kombinieren in unserem Vorgehen Theorie und Praxis permanent. Das bedeutet, unsere Veranstaltungen, die Schritte nach außen, sind stets auch von einem Kunstdiskurs und einem kulturpolitischen Diskurs begleitet. Das liegt unter anderem in der Tatsache, daß wir im Kernteam ausnahmslos aktive Kunstschaffende sind, also vom Genre eine Menge Ahnung haben. (Einschlägige Diskursbeiträge finden Sie auch im Web, siehe Link am Seitenende!)

Wie klappt das ökonomisch? Wir konnten einige Sponsorgelder akquirieren. Dem, was davon bisher auf dem Vereinskonto gelandet ist, steht außerdem ein erhebliches Pensum an ehrenamtlichem Einsatz gegenüber. Auch der läßt sich natürlich in Euro darstellen. (Ohne angemessene Kombination von Ehrenamt und Hauptamt könnten wir nicht einmal, die Hälfte der vorhandenen Wirkung erzeugen.)

Konzeptarbeit, Networking, Kulturmanagement in der Umsetzung, Öffentlichkeitsarbeit… falls Ihnen die Branche nicht geläufig ist, sehen Sie sich am besten die „Honorarempfehlungen für selbständige Kulturarbeit“ der IG Kultur Österreich an. (Link am Seitenende!) Das schafft einen Eindruck, welche Werte wir mit unserer Kulturarbeit auch im geldlosen Bereich generieren.

Weshalb ist das von Belang? Kein Gemeinwesen kann gedeihen, wenn es im Tun der Menschen nur um materielle Güter ginge. Wo sich das nicht mit dem Ringen um immaterielle Güter in Balance hält, kippt eine Gesellschaft früher oder später. Sollte Ihnen daran etwas unklar sein, schauen sie einem Dealmaker wie Donald Trump oder Elon Musk ruhig noch eine Weile zu.

Auf der Diskursebene hat es Pierre Bourdieu sehr anschaulich ausgeführt. In seinem Konzept der Anordnung von Kapital-Arten wird das Wort Kapital nicht im marxistischen Sinn verwendet. Bourdieu meint mit Kapital ganz generell die Früchte menschlicher Anstrengungen. Das ergibt Unterschiede im sozialen, ökonomischen, kulturellen etc. Kapital

Der „Archipel“ ist eine Kulturformation, in der all diese Aspekte zusammengefaßt und in eine dezentrale Praxis überführt werden. Wie schon erwähnt, Provinz muß nicht provinziell bedeuten.

Eine kleine Übersicht
Wo stehen wir mit unserer Kulturformation aktuell? Sehen Sie dazu: „Das Archipelische“ (Wissens- und Kulturarbeit in der Provinz)

Das Foto zeigt (von links) Achipel-Obfrau Monika Lafer, Kammerschauspieler Franz-Robert Wagner und Pianistin Thais Bauer.

Beitrag teilen: