Kulturpolitisches: Was ist was?

Mein Metier ist – neben meiner Kunstpraxis – die Wissens- und Kulturarbeit. Und das in der speziellen Variante: jenseits des Landeszentrums. Also in der Provinz. Es sollte heute als geklärt gelten, daß Provinz nicht automatisch provinziell bedeutet.

Vor allem die Mischung aus individueller Mobilität und aktueller Mediensituation hat das alte „Denkmuster Zentrum/Provinz“ aufgebrochen. Telepräsenz, Teleworking und Bewegungsfreiheit im Raum realer sozialer Begegnung haben das herbeigeführt.

Ich bin mit diesen Angelegenheiten seit wenigstens 40 Jahren befaßt und zähle außerdem zu den Early Adopters einer österreichischen Netzkulturszene. Das heißt, ich war mit Kulturprojekten schon in der Vernetzung online, da gab es bei uns das Internet noch gar nicht. (Sie wissen, was in den 1980ern eine Mailbox war, ein Bulletin Board System?)

Aus diesen Jahrzehnten der Netzkultur-Praxis weiß ich, daß die Zusammenkünfte im Realraum unverzichtbar sind. Es läßt sich nicht sinnvoll digitalisieren. Telekommunikation kann sehr vieles nicht, was wir im Gemeinwesen zum Vorankommen brauchen.

Aber das Web bietet mir Möglichkeiten, eine Transparenz herzustellen, die ein Grundübel des heimischen Kulturbetriebs unterläuft. Entgegen expliziter Selbstdarstellungen sind auch beim Kulturvölkchen verdeckte Intentionen üblich. Vor allem im Wettrennen um inzwischen erneut verknappte Ressourcen zeigt das nachteilige Wirkungen.

Varianten von „Geheimdiplomatie“ boomen. Das betrifft vielfach die Akquise öffentlicher Gelder, also Budgets der Res publica. Gerade das sollte aber überaus transparent sein. Jede Bürgerin, jeder Bürger müßte erfahren können, was mit öffentlichen Geldern geschieht. Sowas halte ich in einem republikanischen Kulturbetrieb für unverzichtbar.

Soweit es meine Zuständigkeit und meine Aktivitäten angeht, werden Sie via Web jederzeit Klarheit finden können, was ich vorhabe, wie und mit wem ich das umsetze, mit welchen Mitteln das geschieht. Man darf mir mit meinen Jahrzehnten der Praxis durchaus zutrauen, daß ich ferner taugliche Kriterien für das habe, was man „sensible Daten“ nennt, die natürlich nicht per Aushang im Web landen.

All das bleibt ein Kommunikationsprozeß, der bei Verwendung öffentlicher Gelder auch ausreichend öffentlich stattfinden soll. Und ganz unter uns, wenn etwa ein Sponsor steuerschonend in ein Kulturprojekt investiert, dann bedeutet das aus meiner Sicht: Was sonst als Steuergeld unkontrollierbar in einen allgemeinen staatlichen Topf ginge, kann hier selbst thematisch gewidmet und gezielt eingesetzt werden. Zum Wohle des Gemeinwesens, aber natürlich auch des eigenen Betriebs, denn der Leistungsaustausch besteht wenigstens in einem Imagegewinn, wahlweise in einem individuellen Sinngewinn. Dennoch sind das Gelder der res publica.

Damit wir uns recht verstehen, das sind staatsbürgerliche und kulturpolitische Überlegungen. Man muß mir nicht zustimmen, muß aber zur Kenntnis nehmen, daß ich als eine erfahrene Fachkraft meines Metiers eine klare Position habe, die ich im Bedarfsfall gerne öffentlich diskutiere.

Martin Krusche, Autor

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