Das Wrack, eine Perle

Was soll man davon halten, daß sich eine Gruppe auf der Teichalm getroffen hat, um mitten im Wald ein Wrack auszugraben, welches dort vor rund 50 Jahren verbuddelt worden ist?

Gut, wenn es zum Beispiel die Reste eines Porsche wären, mit dem der junge Jochen Rindt herumgeteufelt ist, als er noch bei seiner Oma in Graz gewohnt hat. (Ah, nein, das müßte ein Simca oder ein Saab sein.) Oder ein Mercedes, der einst nachweislich Udo Jürgens gehört hat? Irgendein Paket aus Stahl und Rost mit einer schillernden Historie.

Das war aber nicht der Fall. Die Gruppe ist von einem Sammler zusammengerufen worden, der über eine speziellen Prototypen aus den Grazer Puchwerken Bescheid wußte. Das Unikat hat einen kuriosen Weg absolviert und steht exemplarisch für eine verflossene Ära der steirischen Industriegeschichte wie generell der Automobilgeschichte jener Zeit.

Was geborgen werden konnte, sieht für einen Laien erbärmlich aus und würde bloß in die Kategorie Schrott fallen. Aber hier sind Leute am Werk, die alte Handwerksqualitäten verkörpern. Dazu kommt ein Stück Wissensarchäologie, denn der Puch Kübelwagen ist nicht näher dokumentiert.

Damit sollte klar sein, der Puch 600-M wird aus diese Resten wieder aufgebaut werden. Hier ist also von Wissens- und Kulturarbeit die Rede. Was gesamt als Arbeit am rollenden Kulturgut verstanden werden kann, kommt erst einmal aus der Arbeitswelt und handelt – wie angedeutet – sehr wesentlich von alten Handwerksqualitäten.

Was damals Standard der Industriearbeit war, ist längst historische Vergangenheit, denn wir sind in der Vierten Industriellen Revolution angelangt. Dazu kommt ein kompetenter Umgang mit Wissen, aber vor allem mit Nichtwissen. Genau das, als eine menschliche Kompetenz, wird uns in Zeiten von KI und ChatGPT noch massiv beschäftigen, auch herausfordern.

Wenn so ein anspruchsvolles Restaurierungsprojekt gelungen ist, hat das Fahrzeug seine Schnittstellen zu einer lebhaften Szene das Schrauber und Sammler, die regelmäßig quer durchs Land Veranstaltungen anbieten/besuchen. Dabei sind Brauchtumskomponenten im Spiel, zumal diese Kreise auch ihre eigenen sozialen Codes haben, durch welche deutlich wird, wer zum Genre gehört und wer nicht.

Es ist bei den Handwerkern überdies ein spezielles Ethos feststellbar, das ich so zusammenfassen mag: Man kann, was man sagt. Und man sagt nur, was man kann. Das läßt sich gesamt als eine „Volkskultur in der technischen Welt“ verstehen und gehört in diesem Zusammenhang auch zu den archipelischen Agenda.

Es bedeutet auf unserer Seite inhaltliche Arbeit und Dokumentation. Genau das finden Sie hier, eine Dokumentation auf dem Weg zur 11. Session von „Mythos Puch“:

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