Allerhand Klärungsbedarf

Unser Round Table zum Thema „Künstliche Intelligenz“ im Verlagshaus der „edition keiper“ hatte von mir aus zwei wesentliche Motive. Einerseits ist da der Arbeitsansatz „Das erweiterte Buch“, in dem wir davon ausgehen, daß greifbare Druckwerke unverzichtbar sind. Andrerseits ist die „Gutenberggalaxis“ vom „Cyberspace“ umhüllt. Vor allem die Social Media haben unsere informationelle Umwelt radikal verändert. Darauf sollten wir adäquat reagieren können.

Ich lebe nach dem Prinzip „Niemand ist alleine schlau“. So war es naheliegend, sachkundige Professionalisten an einen gemeinsamen Tisch zu bitten und zu fragen: „Wo habt Ihre denn derzeit euren Fokus zum Stichwort KI?“ Einfach zuhören, was Leute sagen, die diese Tools beruflich längst nutzen. Und dann erörtern, was für uns Kunst- und Kulturschaffende jetzt gute Fragen sind. (Damit beginnt für mich vieles: „Wie lautet die Frage?“)

Wir unterhalten uns im „Archipel“ schon geraume Zeit darüber, daß sich Kulturleute ohne tiefere Sachkenntnis zum Thema „Künstliche Intelligenz“ empören. Vorzugsweise dann, wenn ihnen dämmert, daß andere Kulturleute mit diesem Assistenzsystem arbeiten. Verlegerin Anita Keiper und ihr Produktionsleiter Robert Fimbinger machen da inzwischen erstaunliche Erfahrungen.

Es ist verblüffend, wie manche Menschen aus einem Metier, das sich grundsätzlich auf ein hohes Maß an Reflexionsvermögen stützt (Genau! Kunst und Kultur.) bei diesem Thema und Diskurs Tempo machen, indem sie den Ballast von Reflexion und Wissenserwerb weitgehend abwerfen.

Es liegt in der Natur solcher Kräftespiele, daß uns technische Innovationen von solchem Ausmaß als Gesellschaft eine ganze Reihe von Problemen um die Ohren hauen. Aber wir befinden uns nicht mehr in der Dampfmaschinen-Moderne, sondern mitten in der Vierten Industriellen Revolution.

Das bedeutet unter anderem, Europa hat solche Erfahrungen schon einmal gemacht, als die „Spinning Jennies“ und mechanische Webstühle für enorme soziale Spannungen sorgten. Die Weberaufstände in der Mitte des 19. Jahrhunderts machten deutlich daß etwa Maschinestürmerei, wie sie von den „Ludditen“ kam, solche Probleme nicht löst.

Wir brauchen praktische Erfahrung, taugliche Reflexion und strategisches Denken, um auf solche Innovationsschübe angemessen reagieren zu können. Wir benötigen dazu Kooperationen und Erfahrungsaustausch. Wir sind auf einen kritischen Diskurs angewiesen. Um eine etwas plüschige Metapher zu bemühen: Wenn die Lawine erst einmal rollt, sollte ich sie surfen können. Sonst reißt sich mich weg und begräbt mich. (Fortsetzung folgt!)

Foto: Die KI hat Martin Krusche zum Automechaniker umgekupfert.

Beitrag teilen: