Brandls Prozesse

Die Malerin Martina Brandl (auf dem Foto links neben Malerin Monika Lafer) ist eine Akteurin der Transition. Da finden Übergänge statt, bei denen viele ihrer Arbeiten zur Momentaufnahme in einem sehr stofflichen Prozeß werden. Was dabei entsteht, ist gewissermaßen kein Abbild, sondern das Motiv selbst, welches sich im Werk materialisiert.

Es hat etwas Verblüffendes, wenn Motiv und Bildnis derart physisch ineinander gehen, obwohl Brandl vom Genre her stark im Bereich des Tafelbildes bleibt, freilich keine „Flachware“ vorlegt. Nun fand sich Gelegenheit, diese Verfahrensweise in größerem Umfang näher zu betrachten.

Die Session in Brandls Malwerkstatt war konsequenterweise nicht bloß an die Augen der Gäste adressiert. Damit man Brandls Technik, auch mit den Händen erkunden kann, hatte sie eine Serie kleiner Objekte aufgelegt, welche man aufnehmen, drehen und wenden durfte.

Dabei war mir die erste Überraschung, was man da an Temperatur fühlt, da ich eher kühle Oberflächen erwartet hatte. Auch das Gewicht einzelner Stücke korrespondierte nicht mit meinen Annahmen. Sie sind leichter gewesen, als ich es mir vorstellen mochte, wodurch mir bewußt wurde, daß es in mir bezüglich aller Gegenstände eine Art Archiv der Gewichtsvermutungen gibt. Hilfreich bei der Alltagsbewältigung, aber hier irreführend.

Ich durfte übrigens als Besucher die erlesene Gastfreundschaft in der Malerwerkstatt genießen. Aber der Kulturarbeiter in mir schluckte zwischendurch, wissend, wie unendlich viele Handgriffe nötig sind, um so eine Session derart rund zu gestalten.

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