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Kulturpolitisches Labor Gleisdorf II

Die vormalige Poststation Gleisdorfs, fein restauriert und konserviert, befindet sich in Privatbesitz und ist neuerdings gelegentlicher Ort für ein Kunstereignis. Das war den Rahmen, in dem ich jüngst Kamillo Hörner wiedergetroffen habe.

Der kam in meiner ersten Glosse zum Thema kulturpolitisches Labor zur Sprache, weil er Gleisdorfs Kulturreferent gewesen ist, als dieser kommunalpolitische Wechsel geschah, die Kooperation der Stadt mit einem privat besetzten Kulturbeirat.

Natürlich gab es schon davor ebenfalls Aktivitäten, für die ein zivilgesellschaftliches Engagement wirksam wurde. Aber diese 1985er Geschichte hat aus meiner Sicht besonderen Rang, weil die ein Angebot war, Rollen im Gemeinwesen neu zu definieren..

Hörner war dann beruflich auch noch im Bereich der Erwachsenenbildung tätig und privat als sachkundiger Akteur zum Thema Volkskultur verfügbar. Ab jenen Jahren sehe ich eine Kontinuität der kulturellen Ereignisse, bei denen privates Engagement zu einer bestimmenden Kraft in Gleisdorfs Zentrum wurde.

Dabei sind die jeweiligen Betriebsstätten als Veranstaltungsorte genutzt worden. Im Stadtzentrum waren das vor allem Helga Plautz mit ihrer Buchhandlung sowie Richard und Uli Mayr mit ihrer Apotheke. Als Steuerberater Erich Wolf mit seinem Unternehmen in die Weizerstraße hereinzog, wurde seine Kanzlei zu einem sporadischen Ausstellungsort.

In der Bürgergasse ist vor allem das Atelier von Maler und Grafiker Michael Geyer (†) eine fixe Kunst-Drehscheibe gewesen. Und Richtung Stadtpark konnte man einige Male im Betrieb des Karl Reisenhofer (Haustechnik) bemerkenswerte Ausstellungen von Werken seiner privaten Sammlung sehen.

Michael Geyer hat allein schon mit seinen Plakatgestaltungen eine Geschichte erzählt.

All das bedeutet ferner, daß kunstsinnige Geschäftsleute immer wieder für Kooperationen mit Kunstschaffenden zur Verfügung standen, was sich ab und zu auch in interessanten Debatten manifestiert hat. Dazu gab es im Rathaus immer wieder die Bereitschaft, solche Aktivitäten zu begleiten und zu verstärken.

Das halte ich für gute Beispiele, was der Begriff Politik in unserer Kultur bedeutet. Politik ist nie bloß das, was Funktionstragende mit ihren Mandaten verkörpern und tun. Politik ist es erst, wenn sich das im Dialog und Wechselspiel mit der Zivilgesellschaft ereignet.

In alten Begriffen ausgedrückt: Staatskunst und Gemeinwesen in aktiver Wechselwirkung. Ich habe Kamillo Hörner als einen Kommunalpolitiker in Erinnerung, der dieses Prinzip gelebt hat und sozusagen amtlich wie privat dem Kulturbereich sehr zugetan war.

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