Sie kennen all die Ressentiments und Befürchtungen, die zum Stichwort „Künstliche Intelligenz“ aufflammen? Schert mich nicht! Ich will genauer wissen, womit wir es da zu tun haben, bevor ich irgendwelche Einschätzungen verlautbare. Dazu muß ich mit Menschen reden, die tatsächlich eine Ahnung haben.
Der Round Table, den wir vergangenes Frühjahr zum Thema „Künstliche Intelligenz“ abhielten, war für etliche Anregungen gut, um unterwegs nun auch in eine kollektive Praxis zu gehen. Nicht im Ringen um Wow-Effekte, sondern um für die archipelische Community einen Gewinn an Kenntnissen und Kompetenzen einzuleiten.
Das bedeutet unter anderem, wir haben uns eine passende Versuchsanordnung geschaffen. Da ist erst einmal eine Diskursebene in realer sozialer Begegnung: sich konkret begegnen. Dafür gab es nach dem Round Table eine Reihe von weiteren Gesprächen in kleineren Zusammensetzungen.
Ferner gibt es im Web eine feuilletonistische Ebene mit Dokumentationsschritten, Denkanstößen und kleinen Praxisbeispielen. Um auf der Handlungsebene voranzukommen, bleibt der Fokus stark auf eine klassische Position gerichtet.
Es geht dabei nicht um ein Vorhüpfen grandioser technischer Möglichkeiten. Ausgangspunkt bleibt sehr traditionell das Narrativ: Was will erzählt werden? Das führ zur Wahl der Mittel, unter denen zum Beispiel auch generative KI vorkommt.
So entstehen Ergebnisse, von denen einige auf den Gesamtbereich zurückwirken und zu nächsten „Erzählungen“ führen. Dazu haben wir einerseits die „Werkbank“ im Austria-Forum. Andrerseits hat Jürgen Kapeller mit „Art Challenge“ ein Praxisfeld aufgemacht, wohin schon einige Schritte gelenkt, einige Wege verzweigt wurden.
Wir haben zugleich, so könnte man sagen, eine Projektbewegung aus der Gegenrichtung angesetzt. In der Betonung des Buches als Druckwerk und der Wertschätzung des Genres Buchillustration realisieren wir mit „Mini Fabula“ ein Vorhaben, das der Mehrsparten-Künstler Alois Siegl („Teglich Alois“) initiiert hat. Ich habe es um die Option „Das erweiterte Buch“ ergänzt, also nächste Erzählebenen eingeführt.
Dazu sind nun Siegl und Fotograf Richard Mayr mit einigen Umsetzungsschritten befaßt, die im ersten Halbjahr 2026 auch zu einer klassischen Ausstellung führen werden. Von da her haben wir unterwegs beispielsweise Jürgen Kapeller und Graphic Novelist Chris Scheuer am gemeinsamen Tisch erlebt. (Scheuer zählt zur Oberliga der Comic-Zeichner im deutschsprachigen Raum.)
Kapeller ist übrigens nicht bloß ein versierter Techniker, sondern auch ein Science Fiction-Autor, der sich da inhaltlich ziemlich weit hinauslehnt. Ich selbst bleibe eher Old School, ein Lyriker und Erzähler aus der früheren Gutenberg-Galaxis.
Andrerseits hat Autorin Karin Klug ein paar wichtige Punkte angestoßen. Sie war Jahrzehnte als Psychologin tätig und ist mir ein lebhaftes Gegenüber im Debattieren der möglichen Konsequenzen dieser speziellen Mensch-Maschinen-Interaktion, in der maschinenseitig Rollenbilder kreiert und Klischees forciert werden.
Klug verweist da derzeit auf die Sozialkognitive Lerntheorie, auf das Lernen am Modell. Wir haben also aktuell ein Feld eröffnet, das sich thematisch gut ausdifferenziert hat und dadurch Schnittstellen bietet, bei denen Menschen mit sehr unterschiedlichen Interessen und Kompetenzen andocken können.
Die Details
Hier eine Liste mit Links zu Beiträgen der hier erwähnten Belange und Vorhaben. Ich setze sie der Reihe nach, wie sie im Text auftauchen.
- Round Table: Künstliche Intelligenz (Ein junges Assistenzsystem)
- Technologiesprünge (Die Kunst am Scheideweg: Künstliche Intelligenz als Herausforderung und Chance)
- Die Grammatik des Rauschens (Maschinenintelligenz und verwandten Themen)
- Art Challenge (Die Plattform)
- Mini Fabula (Zur Sache des Buches: ein Vorhaben)
- Das erweiterte Buch (Die Extension)
- Mini Fabula: Verzweigungen (Schnittstellen zum Cyberspace)
- Kapeller & Scheuer: Die Klischeemaschine (KI und Kohabitation)
- Dunkle Umstände zu dunkler Materie (Das Buch ist da, der Hintergrund unklar)
- Klug: Welche Werte wollen wir weitergeben? (Wir werfen ununterbrochen Klischees ins Netz.)
- Krusche: Digitale Schmeichelei (Geschönte Bilder)

