Kulturarbeit: Klarheit in Rolle und Intention

Drei Tage Ausstellung (Mythos Puch Nr. 10) haben einige Wochen an Arbeit verlangt, abschnittweise einen sehr intensiven Einsatz. Einige dazu vereinzelt auftauchende Fragen ergeben noch keine Debatte, aber eine Diskussion darüber wäre doch nützlich. Etwa zu folgenden zwei Fragen. 1.: „Weshalb so viel Arbeit für drei Tage Ausstellung?“ 2.: „Wieso dieser Aufwand ohne Bezahlung?“

So eine Debatte interessiert mich. Wir finden im steirischen Kulturbetrieb einen etwas verstaubten Kampfbegriff: Selbstausbeutung. Was genau ist damit gemeint? Eine mögliche Deutung: „Ich schinde mich zugunsten der Gesellschaft und ihrer Kultur. Um das zu erbringen, müßte ich andere ausbeuten, weil wir keine Verteilungsgerechtigkeit haben. Da beute ich nun lieber mich selbst aus, aber der Umstand ist von übel.“

Gehen Sie davon aus, daß ich heroischen Posen mißtraue. Mir mißfällt diese Deutung überdies enorm, weil ich sie für eine kulturpolitische Mogelpackung halte. Welche Optionen gibt es, um Beiträge zum Kulturgeschehen sicherzustellen?

  • a) Marktfähigkeit ist gegeben. Das verlangt Kulturmanagement.
  • b) Der Staat anerkennt die Gründe zur Kofinanzierung. Das verlangt Kulturmanagement.
  • c) Die Akquise von Sponsorleistungen. Das verlangt Kulturmanagement.
  • d) Ich verdiene mein Brot in einem anderen Genre und engagiere mich ehrenamtlich.

Egal, welchen Modus ich bevorzuge, ich muß meine Kompetenzen, Kraft und Zeit in einen Leistungsaustausch einbringen, um das Vorhaben zu realisieren. Ich sollte niemanden ausbeuten, um damit in die Praxis zu kommen. Wie man sich dabei nun selbst „ausbeutet“, ist mir noch nicht klar.

Niemand zwingt mich mit vorgehaltener Knarre in die Kunstpraxis. Dieses „Phantasma Selbstausbeutung“ unterstellt ja folgendes. „Ich müßte von jemandem für meine Leistung angemessen bezahlt werden. Das tut aber niemand, also mach ich darbend weiter, leide die Not, an der andere Schuld haben.“

Kennen Sie irgendeinen Job, irgendeine Berufstätigkeit, wofür Ihnen eine Jobgarantie angeboten wird. Ich kenne nichts dergleichen. Verzichte ich für kulturelle oder künstlerische Tätigkeit auf Entgelt, ist das einer meiner Beiträge zum anstehenden Leistungsaustausch.

Möchte ich mehr Geld lukrieren, hängt das von meinem Verhandlungsgeschick ab. Mit wem verhandeln? Das hab ich oben aufgelistet: Mit Kundschaft, mit staatlichen Organen, mit Sponsoren oder mit mir selbst.

Ich hab für Mythos Puch Nr. 10 keinen Cent erhalten, sondern Geld und andere Ressourcen investiert. Ebenso meine Verbündeten. Weil wir das wollten. Keine heroische Pose, sondern die Entscheidung autonomer Persönlichkeiten mit klaren kulturpolitischen Vorstellungen. Es gibt für uns auch andere Deals, aber dieser war so gehalten. Viel unbezahlte Arbeit für drei Veranstaltungstage, um ein bestimmtes Statement zu gestalten.

Postskriptum
Zu Frage Nr. 1.: „Weshalb so viel Arbeit für drei Tage Ausstellung?“… Antwort: Weil die Qualität der Ausstellung höher wiegt als ihre Dauer. „Schlampig für kurz“ wäre eine Vergeudung der Anstrengung.
Zu Frage Nr. 2. „Wieso dieser Aufwand ohne Bezahlung?“… Antwort: Weil die Qualität der Ausstellung eine inhaltliche Kategorie ist, mögliche Bezahlung eine soziale. Darin liegen verschiedene Aufgabenstellungen. Ich konnte nur einer von beiden gerecht werden.

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