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Lemmerer und die Volksmusik

Meine erste Glosse zum Thema auf der Archipel-Website hat eine interessante Reaktion ausgelöst, die ich hier anschließen werde. Sigi Lemmerer ist ein versierter Musiker, ist in dem zuhause, was mit dem Begriff Volksmusik sehr viele Möglichkeiten zusammenfaßt.

Lemmerers Virtuosität am Hackbrett und mit der „Ziach“, also der Ziehharmonika, ist von einem soliden Fachwissen über Musik unterlegt. Das führt gelegentlich zu Momenten in unserer Korrespondenz, die genauer veranschaulichen, was ich damit meine. Zitat Lemmerer: „Meine Symphonie in A Dur, ‚Aus dem Steirerland‘ thematisiert Volksmusik auf symphonische Weise. Sie hat vier Sätze und drei Intermezzi, dauert etwa 80 Minuten und verlangt nach einem sechsköpfigen Volksmusikensemble und einem großen Symphonieorchester. Ich arbeite beim Komponieren eher wie ein Schriftsteller…“

Aber im Augenblick geht es ja um eine grundlegende Orientierung, was gemeint sei, wenn wir im Archipel „Volkskultur“ sagen, von der ich schon erwähnt hab, daß dieses Wort ganz verschiedenen Interessensgruppen dienlich sein muß. Lemmerer liefert dazu ein konkretes Beispiel aus seinem Genre.

Zitat: Schon in der Zwischenkriegszeit fand ein Schisma innerhalb der Volksmusik statt. Die Schellackplatten legten bereits das Fundament („Jodlerköniginnen“ nach der Facon von Frau Edith Dipold) für die „volkstümliche Unterhaltungsmusik“ (Was für ein komischer Titel!).

Die Salzburger entwickelten zur gleichen Zeit die „echte Volksmusik“ (aus einem Amalgam von Kammermusik und tradierter Volksmusik). Der Siegeszug des Ensembles Slavko Avsenik („Oberkrainer“) hypte die „volkstümliche Unterhaltungsmusik/Bierzeltmusik“ in lichte Pop-Höhen. Neun Millionen Singles wurden von der Polka „Trompeten Echo“ verkauft, während die Beatles bescheidene sieben Millionen Einheiten von „Hey Jude“ an den Mann/an die Frau brachten!

Die „Neue Volksmusik“ integrierte nach etwa 1980 auf zutiefst amerikanische Weise das heimische Musikidiom in die Tradition des Rhythm and Blues (Rock’n’Roll). Jetzt ist (analog zu meinen bescheidenen Bemühungen) die „Symphonische Volksmusik“ dran, die mit der „Langform“ (Sonatenhauptsatzform, Rondoform, titanische Orchestration) arbeitet. Sie verwendet die Aufführungspraxis der Kunstmusik („Weihestündchen“) für den Transport der rustikalen Agenda. (Zitat Ende)

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